Ich bin auf der JSConf.eu 2011. Hier meine Eindrücke vom ersten Tag.
Der Veranstaltungsort – die Alte Münze Berlin – ist eine alte Geldfabrik in Berlin Mitte. Hier wurden 1935 bis 2006 Münzen geprägt. Seit der Schließung kann man die alten Münze als Veranstaltungsort mieten. Und die Alte Münze Berlin eignet sich hervorragend für eine Konferenz – etwas heruntergekommen aber mit dem gewissen etwas an Industrieromantik.
Nach dem Eröffnungssong von Bella Morningstar berichtete Dean McNamee von Plask. Laut der Konferenzbeschreibung ist Plask „is a multimedia programming environment. It brings together many of the recent advances in web-related technologies, graphics rendering, and languages, and brings them away from the web.“ Zwar hatte der Talk einige recht anschauliche Beispiele zur Verwendung von Plask, aber so richtig konnte ich die Essenz nicht fassen. Mir ist unklar, was Plask im Wesentlichen von anderen Exerimentier-Umgebungen wie Processing / Processing.js unterscheidet. Plask ist wie Processing auf Speed!
Peter van der Zee plädierte für mehr Tools. Im Bezug auf Entwicklerwerkzeuge befindet sich JavaScript – trotz Firebug, Web-Inspector und Chrome-Debugger – noch im Mittelalter. Als Beispiel für ein gelungenes Entwicklungswerkzeug präsentierte Van der Zee Zeon.js. Zeon.js is ist ein Tool, das im Browser läuft. In einer Text-Area lässt sich mit Zeon.js JavaScript bearbeiten. Zeon.js findet dabei Probleme. Anders als bekannte Tools wie JSLint ist Zeon.js jedoch interaktiv. Es ist eine wirkliche Hilfe und kein Hindernis beim Entwickeln. Zeon.js benutzt einen selbst geschriebenen Parser und statische Analsyse, um Probleme zu finden. Van der Zee führte Tiefer in dieses Thema ein und ermutigte die anwesenden Entwickler, ähnliche Werkzeuge zu schreiben, um die Arbeit mit JavaScript zu vereinfachen.
Aaron Quint ist der Autor von sammy.js. In seinem Talk rantete über Front-End-Frameworks. Frameworks sind keine Religion. Frameworks sollen Probleme lösen. Statt Hypes zu folgen sollten sich Entwickler wieder mehr ihren eigentlichen Aufgaben widmen und weniger fanatisch im Hinblick auf Technologien und Frameworks eingestellt sein.
Marijn Haverbeke, der Autor des Buchs „Eloquent JavaScript“ und des Minifizierers uglify.js, beschäftigte sich in letzter Zeit vermehrt mit Front-End-Performance, dem DOM und hardwarebeschleunigtem Rendering. In seinem Talk präsentierte er seine Erkenntnisse. Diese waren zwar teilweise nicht neu, trotzdem konnte man den Talk aber als gelungen bezeichnen.
Paul Bakaus, der Autor von jQuery-UI, ist inzwischen CTO bei der Social-Game-Schmiede Zynga. Er zeigte, welche Probleme es auch heute noch gibt, wenn man Spiele im Browser entwickeln möchte. Er plädierte dafür, alte Browser (< IE 9) nicht länger zu unterstützen. Zum Lösen des Problems des Scrollens und des Verschiebens des Viewports vor allem auf mobilen Endgeräten präsentierte er „Scroller“ und „Viewporter“. Diese stehen ab heute als OpenSource auf Github zur Verfügung.
Jan Kleinert und Paul Kinlan präsentierten Web-Intents. Web-Intents übertragen das Konzept der Intents auf Android-Smartphones („An intent is an abstract description of an operation to be performed…“) auf den Webbrowser. Statt eine Vielzahl von Diensten für Image Hosting, Social Bookmarking usw. zu integrieren (und den Benutzer damit zu verwirren), spezifiziert eine Anwendung lediglich einen Intent (wie „Sharing“ oder „Image Editing“). Der Webbrowser schlägt dann dem Nutzer Dienste vor, die genau dieses Feature bieten und bei denen er bereits registriert ist. Web-Intents könnten die Art, wie Webanwendungen Dienste dritter Webanwendungen integrieren, grundlegend verändern, sofern sich Web-Intents durchsetzen können.
Tobias Schneider, Nikolai Onken und Stephan Seidt präsentierten die „Arduino Extravaganza“. Dies ist ein Trinkspiel. Im Webbrowser müssen zwei Kontrahenten ein Problem in JavaScript lösen. Eine von einem Arduino-Board gesteuerte Zapfanlage mixt für den Verlierer ein hochalkoholisches Getränk. Die Farbe des Getränks wird vom Gewinner als Hexcode festgelegt – die Anlage kümmert sich vollautomatisch um die richtige Mischung.
Philip Tellis zeigte, wie sich Netzwerke mit JavaScript im Browser messen lassen. Dabei ging er ins Detail. Gegen Ende des Talks konnte er zeigen, wie sich ein Netzwerkscanner im Browser schreiben lässt, der automatisiert Cross-Site-Request-Forgery-Attacken durchführen kann. Dies war einer der interessantesten Talks bisher.
Jakob Mattson hielt ein Plädoyer für eine neue dynamische Sprache, die JavaScript ablösen sollte. JavaScript selbst sei zu statisch und zu wenig formbar, um den Ansprüchen an eine moderne, dynamische Sprache gerecht zu werden. Auch Sprachen wie CoffeeScript, die JavaScript erzeugen, sind laut Mattson kein Ausweg.
Alon Zakai zeige Emscripten. Emscripten ermöglicht es, C/C++-Code im Browser laufen zu lassen. Dazu nutzt Emscripten die LLVM (Low Level Virtual Machine). Ähnlich wie ein Java-Compiler Bytecode erzeugt, erzeugt LLVM-GCC (ein GCC-Compiler, der die LLVM unterstützt) Bitcode. Diesen Bitcode, der sehr viel einfacher als C/C++-Code ist, kann Emscripten zu JavaScript kompilieren. Standardbibliotheken bringt Emscripten gleich mit. So lassen sich C/C++-Bibliotheken direkt im Browser nutzen. Selbst komplexe Anwendungen wie das Computerspiel Quake laufen so im Browser. Dieser Talk war mehr als beeindruckend.
Als Überraschungsgast trat Bendan Eich, der Schöpfer von JavaScript, auf. Er zeigte, welche Features voraussichtlich in ES6 (ECMAScript 6th Edition) enthalten sein werden. Außerdem konnte er RiverTrail präsentieren. RiverTrail implementiert parallelisierbare Arrays in JavaScript. In einem grafischen Demo mit Web-CL zeigte er, dass eine parallelisierte Implementierung des Demos zehn mal so schnell lief wie eine sequentielle Implementierung.
Sein Talk entsprach im Wesentlichen dem Talk, den er auf der Capitol.js gehalten hatte. Er lässt sich auf seiner Website komplett einsehen.