Server-Side JavaScript mit Google V8

In den letzten Jahren hat sich der Webbrowser zur wichtigsten Anwendung auf dem Desktop-Rechner und im Smartphone entwickelt. Er ist in die Domäne ausgewachsener Applikationen wie Mail-Clients und Office-Suiten vorgestoßen und hat scheinbar allgegenwärtige Programme wie Microsoft Outlook und Word teilweise bereits verdrängt. Anwendungslogik wandert zunehmend vom Server zum Client, vom Backend in den Webbrowser.

Ein Request-Response-basierter Ansatz könnte echten interaktiven Seiten weichen, die vom Server lediglich Daten empfangen und die Logik im Client implementieren.

Wird immer mehr Anwendungslogik vom Server in den Client verlagert, stellt sich für einen Entwickler die Frage, ob der Rest der Anwendungslogik im Backend nicht in der gleichen Sprache entwickelt werden kann, die auch im Webbrowser verwendet wird. Es gibt keinen logischen Grund, warum JavaScript ausschließlich im Webbrowser laufen sollte. Es erscheint zudem wirtschaftlich, wenn man auf eine große Zahl an Entwicklern zurückgreifen kann, die in einer einzigen Sprache entwickeln. JavaScript auf dem Server könnte sicherlich keine gewachsenen SAP- oder SOA-Umgebungen, dafür aber Webframeworks wie ASP.net, Spring MVC / Webflow oder JSF ersetzen.

Inzwischen wird JavaScript also auf dem Server interessant. Sogar Datenbanken wie Couch-DB verwenden JavaScript als native Abfragesprache. Mit ECMAScript 5 gibt es zudem in der Sprache selbst interessante neue Features.

V8 ist die JavaScript-Laufzeitumgebung, die von Google für Googles Chome-Browser entwickelt wurde. V8 implementiert in der aktuellen Version 2.2 ECMAScript 3 und zusätzlich einige wichtige Features von ECMAScript 5.

Google entwickelte mit V8 eine Laufzeitumgebung, die auf Mac OS X, Linux und Windows läuft. V8 ist komplett in C++ geschrieben und lässt sich eingebettet in C++-Applikationen verwenden. Außerdem lässt es sich natürlich auch allein stehend ausführen.

V8 gilt als sehr schnell. Verantwortlich für die Entwicklung war Lars Bak. Vor noch etwa zehn Jahren hatte Java den Ruf, langsam und hakelig zu sein. Ein kleines Start-Up um Lars Bak entwickelte jedoch eine neue Java Virtual Machine, die den Code zur Laufzeit kompilierte. Der Java JIT war geboren. Die von Lars Bak entwickelte Virtuelle Maschine ist der Ursprung von Hotspot, der aktuellen Java Virtual Machine von Sun Microsystems (jetzt Oracle). Erst durch Hotspot konnte Java die Popularität erreichen, die es heute hat. Genauso wie HotSpot Java beschleunigt hatte, beschleunigt V8 auch JavaScript.

V8 kompiliert JavaScript zu nativem Microcode, anstatt es zu interpretieren. Weitere Beschleunigung erreicht V8, indem es die Rückgabewerte von Methoden cacht. Diese Optimierungs-Technik wird inline caching genannt. Der Garbage Collector ist zwar ein Stop-the-World-Garbage Collector, allerdings ist er sehr schnell. Mit V8 läuft JavaScript fast so schnell wie ein kompiliertes, natives Programm.

Als V8 veröffentlicht wurde, war es etwa doppelt so schnell wie die Laufzeitumgebungen anderer Hersteller. Dies erst führte dazu, dass ein richtiges Wettrennen zwischen Browsern und deren JavaScript-Laufzeitumgebungen stattgefunden hat. Ohne V8 wären TraceMonkey, JägerMonkey oder SquirrelFish wahrscheinlich nicht so schnell entwickelt worden.

Google betrachtete JavaScript als einen der Treiber des Webs. Google ließ sich sogar dazu verleiten, ein reines Web-Betriebssystem Google Chrome OS anzukündigen, das sich ausschließlich durch Web-Technologien, also HTML und JavaScript, programmieren lässt.

V8 könnte eine – wenn nicht die – Grundlage für JavaScript auf dem Server oder in nativen Anwendungen bilden. Server-seitige Umgebungen wie node.js basieren auf V8.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert